Re: Mindestanforderungen für ein Rochenbecken - Fakten gesucht


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Geschrieben von Ralf Rombach am 13. Mai 2004 08:12:09:

Als Antwort auf: Mindestanforderungen für ein Rochenbecken - Fakten gesucht geschrieben von Andreas Ochs am 13. Mai 2004 00:37:21:

Hi Andreas,

>Nach der leider sehr emotional geführten Diskussion würde ich mich freuen wenn
>wir hier einige handfeste Fakten zusammentragen könnten.

Ich habe nicht emotional diskutiert, nur am Rande bemerkt.

Ich halte Mindestanforderungen für Rochen zu definieren für äußerst schwierig. Alleine mit Beckengrößenangaben ist es wohl kaum getan, da die Individualität der Tiere unterschiedlich ist. Uwes Denkansatz mit 10 facher Länge des Beckens gegenüber dem Scheibendurchmesser UND 3-4 Tiefe des Beckens gegenüber dem Scheibendurchmesser halte ich durchaus für überdenkenswert. Auch dann kommt noch der eigene Platzbedarf hinzu, die alleinige Zahl sagt da so auch nicht viel aus. Ich nehme mal Marcos Becken wieder als Beispiel, mit 3000 l schon sehr groß, beneidenswert groß :-) (wäre froh, wenn das unsere Statik zu Hause hergäbe). Wie ich die Bilder auf seiner Webseite sah, war mir klar, daß dieses Becken für die drei leopoldi zu klein ist trotz der bedeutenden Größe. Es gibt m.E. nur Raum für maximal 2 leopoldi her, wenn die ausgewachsen sind, dann auch nur bedingt. Wichtige Faktoren bei der Beurteilung sind letztlich Verhaltensbeobachtungen an den Tieren. bei Marcos Becken sind ca. 25 % der grundfläche grob geschätzt freigeräumt (geblasen, gewedelt), diese Flächen verlieren an Bedeutung für das Verhalten der Tiere (auch wenn sie sich da bevorzugt aufhalten sollten). Das stetige Scheibenschwimmen ist ein weiteres Problem, was, wie ja in dem Streit zu sehen war, nicht ganz leicht zu beurteilen ist.

Ich habe bei einem Händler in Basel in einem Schaubecken kürzlich P. henlei gesehen, das Becken war (aus dem Kopf geschätzt), ca. 3,5 m lang und 1,8 bis 2 m tief mit kreisförmig angesetzter Strömung, jedoch nur 40 cm hoch (aus dem Kopf). Die dort lebenden henlei mit etwa 25 cm Durchmesser hatten ausreichend Platz und vor allem ausreichend Ausweichmöglichkeiten. Bei weiterem Wachstum der Tiere sehe ich da aber auch probleme auf Dauer.

Man muß sich die Frage stellen, ob dieses Scheibenschwimmen der Dame bei Marco auf fehlende Bodenplatzmöglichkeiten zurückgeht. Die Frage darf erlaubt ein.

Auch die Problematik der Wasserwerte sollte nicht aus den Augen verloren werden. leopoldi / henlei, ab und an auch motoro sind recht anfällig gegen bakterielle Infektionen (als frisch importierte). Das stichwort der Running spots ist, vermute ich mal, bekannt. Derart erkrankte Tiere sind, soweit ich bisher bei Großhändlern gesehen habe, so gut wie unrettbar verloren. Ein mir persönlich bekannter Großhändler verzichtet deswegen freiwillig auf den Import von leopoldi / henlei. Es geht da um Keimarmut, weiches, saures Wasser ist zumindest für eine längere Phase der Eingewöhnung ein Muß.


>Welche Beobachtungen wurden gemacht, die auf ein zu kleines Hälterungsbecken
>hindeuten könnten?

Ich kann das so nur für unseren hystrix Mann angeben, da ich nur bei diesem Tier die Herkunft weiß und wie ich mit dem Tier danach weiter umgegangen bin.

Er stammte aus einem 80er Standardbecken mit 112, war dort runde 20 cm groß geworden. Als er letztes Frühjahr im Verein abgegeben wurde, hatte er deutliche bis teils starke Schäden (bakterielle Entzündnungen) fast am gesamten Flossensaum und war eher unruhig. Wir setzen ihn dann erstmal in ein 80 x 60 x 25 cm großes Quarantäne-AQ (alleine und mit feinem Sandboden), das ging allerdings nicht gut. Er verweigerte jede Aufnahme des Futters, war sehr unruhig (Scheibenschwimmen konstant) und die Entzündnungen wurden eher stärker.

Das jetzige Becken musste noch vorbereitet werden, dies erfolgte 4 Tage nach seiner Ankunft, Bodengrundaustausch, Beibesatz etwas sortieren. Wir verwendeten feinen Spielsand aus dem Baumarkt, den ich ansonsten in allen becken einsetze. Abends kam der Rochen dann ins Becken rein, nachdem wir über 12 h Stunden das Wasser in seinem Hälterungsbecken langsam gegen Wasser aus dem Hälterungsbecken ausgetauscht hatten.

Die Maßnahme ging gut. Er ging schon am nächsten Tag willig ans Futter, die Entzündnungen heilten innerhalb von etwa 2 Wochen vollständig ab.

Der feine Sandboden hingegen erwies sich als nicht geeignet. Das Tier zeigte immer wieder Abschleimungen der Epidermis und festgesetzte Sandpartikel darauf. Dies veranlasste uns, in einer weiteren Aktion den gesamten Boden des Becken snochmal zu tauschen und auf gröberen Sand umzusteigen. Wenn die Bilder nicht täuschen, in etwa vergleichbar mit dem bei Marco. Diese Maßnahme hat sich bewährt.

Offenes Scheibenschwimmen kommt seit dem Umsetzen bei dem Tier nicht mehr vor. Freiwasserschwimmen (auch oberflächennah) ab und an, wenn er sehr hungrig ist.

Das derzeitge Becken faßt 1600 l, ist ein 80 cm hohes Achteckbecken mit zentralen Filterschacht. Bei den derzeit 25 cm Durchmesser in etwa vertretbar (noch), sollte er das Wachstum wieder voll aufnehmen, werden wir entweder die haöbe Anlage für das Tier umbauen müssen oder ihn in absehbarer Zeit in geeignetere Beckengrößen abgeben müsse und dann auch werden.


gruss Ralf




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