Re: Mindestanforderungen für ein Rochenbecken - Fakten gesucht


[ Forum ]


Geschrieben von Andreas Ochs am 18. Mai 2004 11:20:37:

Als Antwort auf: Re: Mindestanforderungen für ein Rochenbecken - Fakten gesucht geschrieben von Ralf Rombach am 13. Mai 2004 08:12:09:

Hallo Ralf,

vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag!

>Ich halte Mindestanforderungen für Rochen zu definieren für äußerst schwierig.
>Alleine mit Beckengrößenangaben ist es wohl kaum getan, da die Individualität
>der Tiere unterschiedlich ist.
Daher interessiert es mich ja auch, ob es Verhaltensweisen gibt, die man eindeutig auf unzureichende Haltungsbedingungen zurückführen kann.

>Ich nehme mal Marcos Becken wieder als Beispiel, mit 3000 l schon sehr groß,
>beneidenswert groß :-) (wäre froh, wenn das unsere Statik zu Hause hergäbe).
Ich habe das Becken schon live gesehen, allerdings waren damals 3 histrix von 30-35 cm Durchmesser drin. Das sah fast schon etwas leer aus, war aber gefühlsmäßig optimal für die Rochen.

>bei Marcos Becken sind ca. 25 % der grundfläche grob geschätzt freigeräumt
>(geblasen, gewedelt),
Das lässt sich bei großen Rochen fast nicht vermeiden, dazu gab es ja schon einen anderen Thread.
Bei mir im Becken ist ein Rochen ein sehr heftiger Sandwühler, der verteilt den Sand immer wieder recht gleichmäßig.

>Das stetige Scheibenschwimmen ist ein weiteres Problem, was, wie ja in dem
>Streit zu sehen war, nicht ganz leicht zu beurteilen ist.
Mich würde interessieren, was passiert wenn man im natürlichen Lebensraum eine Scheibe aufstellt. Da Scheiben ja anscheinend sehr beliebt bei manchen Rochen sind könnte es durchaus sein, dass auch dort Rochen häufig an der Scheibe herumschwimmen.

Ich denke es kommt auf die Abwechslung an. Wenn das Scheibenschwimmen nur eines von vielen Verhaltensmustern ist ist das ok, wenn der Rochen stundenlang nur an der Scheibe schwimmt und das jeden Tag stimmt etwas nicht.


>Ich habe bei einem Händler in Basel in einem Schaubecken kürzlich P. henlei
>gesehen, das Becken war (aus dem Kopf geschätzt), ca. 3,5 m lang und 1,8 bis 2 m
>tief mit kreisförmig angesetzter Strömung, jedoch nur 40 cm hoch (aus dem
>Kopf). Die dort lebenden henlei mit etwa 25 cm Durchmesser hatten ausreichend
>Platz und vor allem ausreichend Ausweichmöglichkeiten. Bei weiterem Wachstum
>der Tiere sehe ich da aber auch probleme auf Dauer.
Ich sehe nur die Beckenhöhe als Problem, da die Tiere wenn sie mal größer sind nicht mehr richtig an der Scheibe schwimmen können sondern der Schwanz immer am Boden aufsitzt.

>Man muß sich die Frage stellen, ob dieses Scheibenschwimmen der Dame bei Marco
>auf fehlende Bodenplatzmöglichkeiten zurückgeht. Die Frage darf erlaubt ein.
Ich habe da eine andere Theorie.
Manche Rochen schwimmen gerne weite Strecken im freien Wasser. Das ist in einem Aquarium ohne an eine Scheibe zu stoßen nur möglich, wenn es ein großes Rundbecken ist. In Krefeld im Zoo sind die Rochen z.B. in einem großen Teich mit einer Insel in der Mitte und da drehen sie ihre Runden um die Insel.
In kleineren Becken wie wir sie in der Regel haben gibt es nur zwei Möglichkeiten längere Zeit am Stück zu schwimmen:

1. in der Filterströmung, sozusagen als Gegenstromanlage den Filterauslauf in halber Beckenhöhe und leicht nach oben gerichtet. In dieser Strömung schwimmen manche Rochen dann oft minutenlang.

2. senkrecht an der Scheibe, durch die Schwerkraft wird der Rochen nach unten gezogen und kann praktisch beliebig lange auf der Stelle schwimmen.


>Auch die Problematik der Wasserwerte sollte nicht aus den Augen verloren werden.
Das ist klar, ein kleines Becken ist da immer problematischer. Aber mit einem ausreichend groß dimensionierten Filter und häufigeren Wasserwechseln kann man auch in kleinen Becken optimale Wasserqualität halten.

>leopoldi / henlei, ab und an auch motoro sind recht anfällig gegen bakterielle
>Infektionen (als frisch importierte).
Dürfte aber für einen erfahrenen Importeur kein Problem sein, Antibiotika gespritzt hilft da meist. Ist natürlich ein deutlicher Mehraufwand.
Leider wird manchmal Antibiotika ins Wasser gegeben und das killt dann noch gleich die Filterbakterien und dann gibt erst recht Probleme.

>Das stichwort der Running spots ist,
>vermute ich mal, bekannt. Derart erkrankte Tiere sind, soweit ich bisher bei
>Großhändlern gesehen habe, so gut wie unrettbar verloren.
Mit leopoldi und henlei habe ich da keine persönlichen Erfahrungen, aber eine meiner motoro Damen hatte running spots und war erst einige Tage vorher importiert worden, sie hat sich bei mir ohne Probleme erholt.
Ich vermute running spots werden durch den Transport-und Umsetzstress verursacht. Mein motoro hatte jedenfalls keine bakterielle Infektion.

>Ein mir persönlich bekannter Großhändler verzichtet deswegen freiwillig auf
>den Import von leopoldi / henlei. Es geht da um Keimarmut, weiches, saures
>Wasser ist zumindest für eine längere Phase der Eingewöhnung ein Muß.
Der Transport und das Eingewöhnen von Wildfängen ist nicht einfach, das stimmt.
Weiches Wasser kann genau das falsche sein, wenn dem Transportwasser Salz zugesetzt war (Leitwert messen). Dann muß man das Hälterungsbecken sogar aufsalzen um den Umsetztstress möglichst gering zu halten. Rochen vertragen nämlich den Wechsel von Wasser mit höherem Salzgehalt in Wasser mit niedrigem Salzgehalt sehr schlecht. Umgedreht wirkt eine Erhöhung des Salzgehaltes stressreduzierend.

>>Welche Beobachtungen wurden gemacht, die auf ein zu kleines Hälterungsbecken
>>hindeuten könnten?
>Ich kann das so nur für unseren hystrix Mann angeben, da ich nur bei diesem
>Tier die Herkunft weiß und wie ich mit dem Tier danach weiter umgegangen bin.
>Er stammte aus einem 80er Standardbecken mit 112, war dort runde 20 cm groß
>geworden. Als er letztes Frühjahr im Verein abgegeben wurde, hatte er
>deutliche bis teils starke Schäden (bakterielle Entzündnungen) fast am
>gesamten Flossensaum und war eher unruhig.
Da war wohl der Filter zu klein und der Wasserwechsel zu gering.
Wäre interessant, wie hoch Nitrat und Leitfähigkeit in dem Becken schon waren.
Ist aber trotzdem beachtlich, dass er in diesem kleinen Becken so groß geworden ist. Deckt sich mit meinen Erfahrungen, dass das Wachstum erst sehr spät von der Beckengröße limitiert wird. D.h. Rochen werden in kleinen Becken zu groß und passen sich nicht der Beckengröße an.

>Wir setzen ihn dann erstmal in ein 80 x 60 x 25 cm großes Quarantäne-AQ
>(alleine und mit feinem Sandboden), das ging allerdings nicht gut. Er
>verweigerte jede Aufnahme des Futters, war sehr unruhig (Scheibenschwimmen
>konstant) und die Entzündnungen wurden eher stärker.
Umsetzstress? Möglicherweise war die Leitfähigkeit des Wassers deutlich niedriger als im Ursprungsbecken. Auch könnte es sein, dass der Filter mit den Stoffwechselprodukten des Rochen überfordert war. Wie war das Becken besetzt bevor der Rochen eingesetzt wurde?

>Das jetzige Becken musste noch vorbereitet werden, dies erfolgte 4 Tage nach
>seiner Ankunft, Bodengrundaustausch, Beibesatz etwas sortieren.
Viel Arbeit, hatte ich damals als ich mit Rochen anfing auch, allerdings nur in einem 720 Liter Becken.

>Wir verwendeten feinen Spielsand aus dem Baumarkt
hatte ich auch schon ausprobiert, hat leider zu viel Feinanteil.

>Offenes Scheibenschwimmen kommt seit dem Umsetzen bei dem Tier nicht mehr vor.
>Freiwasserschwimmen (auch oberflächennah) ab und an, wenn er sehr hungrig ist.
>Das derzeitge Becken faßt 1600 l,
Vielleicht hat er die Scheibe noch nicht gefunden ;-)
Finde es sehr interessant, dass er überhaupt nicht mehr an der Scheibe schwimmt.

Gruß Andreas




Antworten:


[ Forum ]