Re: Mindestanforderungen für ein Rochenbecken - Fakten gesucht


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Geschrieben von Ralf Rombach am 18. Mai 2004 19:33:05:

Als Antwort auf: Re: Mindestanforderungen für ein Rochenbecken - Fakten gesucht geschrieben von Andreas Ochs am 18. Mai 2004 11:20:37:

Hallon Andreas,

>vielen Dank für Deinen ausführlichen Beitrag!

Ich habe mich bemüht. Im Unteschied zu immer wieder auftretenden Vorwürfen gegen mich bin ich gar nicht so schlimm. ;)

>Daher interessiert es mich ja auch, ob es Verhaltensweisen gibt, die man
>eindeutig auf unzureichende Haltungsbedingungen zurückführen kann.

Ich würde sagen ja, aber die sind so gut wie nicht in Worte zu fassen. Das muß man sehen und vor Ort beurteilen. Nicht einfach. Und Erfahrung gehört dazu. Du bringst später weitere Beispiele, u.a. den krefelder Zoo. Ich kenne die Rochen dort und zumindest die große Dame ist ein ausgiebiger Schwimmer. Setze ich so ein Tier in ein engeres Becken, ist es wohl sehr wahrscheinlich, daß sie zum Scheibenschwimmen übergeht. Ob dies im weiteren Schritt zu Verhaltensauffälligkeiten führen wird, kann man vorab nicht beurteilen, das geht nur mit Beobachtung. Und in Worte fassen hier in einem Forum läßt es sich wohl kaum. Dann bringt man schnell (wie ch ja auch tat) Stichworte wie Hospitalismus, um einen Sachverhalt rüber zu bringen. Der trifft die Sache aber so gut wie nie voll und ganz.

>>Ich nehme mal Marcos Becken wieder als Beispiel, mit 3000 l schon sehr groß,
>>beneidenswert groß :-) (wäre froh, wenn das unsere Statik zu Hause hergäbe).

>Ich habe das Becken schon live gesehen, allerdings waren damals 3 histrix von
>30-35 cm Durchmesser drin. Das sah fast schon etwas leer aus, war aber
>gefühlsmäßig optimal für die Rochen.

Ja, siehst, gefühlsmäßig, die kennst die Tiere, kannst ihr Verhalten einschätzen und damit auch ein Stück bewerten.

>>bei Marcos Becken sind ca. 25 % der grundfläche grob geschätzt freigeräumt
>>(geblasen, gewedelt),
>Das lässt sich bei großen Rochen fast nicht vermeiden, dazu gab es ja schon
>einen anderen Thread.

Ich kenne das auch von unserem Mann, aber nicht in der Ausgiebigkeit wie bei Marcos Becken. Er hat das seine Stelle, wenn er zeigt, daß er hungrig ist.

>>Das stetige Scheibenschwimmen ist ein weiteres Problem, was, wie ja in dem
>>Streit zu sehen war, nicht ganz leicht zu beurteilen ist.

>Mich würde interessieren, was passiert wenn man im natürlichen Lebensraum eine
>Scheibe aufstellt. Da Scheiben ja anscheinend sehr beliebt bei manchen Rochen
>sind könnte es durchaus sein, dass auch dort Rochen häufig an der Scheibe
>herumschwimmen.

Glaube ich nicht, die werden das als Hindernis orten, evtl. drauf zuschwimmen, aber kaum an den Scheiben ruaf und runterschwimmen.


>Ich denke es kommt auf die Abwechslung an. Wenn das Scheibenschwimmen nur eines
> von vielen Verhaltensmustern ist ist das ok, wenn der Rochen stundenlang nur
Das ist der Punkt.

>>Man muß sich die Frage stellen, ob dieses Scheibenschwimmen der Dame bei Marco
>>auf fehlende Bodenplatzmöglichkeiten zurückgeht. Die Frage darf erlaubt ein.

>Ich habe da eine andere Theorie.

>Manche Rochen schwimmen gerne weite Strecken im freien Wasser. Das ist in einem
> Aquarium ohne an eine Scheibe zu stoßen nur möglich, wenn es ein großes
>Rundbecken ist. In Krefeld im Zoo sind die Rochen z.B. in einem großen Teich
>mit einer Insel in der Mitte und da drehen sie ihre Runden um die Insel.

S.o. - ist eine diskussionefähige Theorie. Nur wie beim Krefelder Zoo zu sehen, gehört dann so ein schwimmaktives Tier nicht in eine engeres Aquarium. ;) Dazu auch wieder, das Gesamtverhalten ist zu beurteilen. Trotzige Reaktionen bringen dann meist auch nicht weiter. ;)

>In kleineren Becken wie wir sie in der Regel haben gibt es nur zwei
>Möglichkeiten längere Zeit am Stück zu schwimmen:

>1. in der Filterströmung, sozusagen als Gegenstromanlage den Filterauslauf in
>halber Beckenhöhe und leicht nach oben gerichtet. In dieser Strömung schwimmen
>manche Rochen dann oft minutenlang.
>2. senkrecht an der Scheibe, durch die Schwerkraft wird der Rochen nach unten
>gezogen und kann praktisch beliebig lange auf der Stelle schwimmen.

Korrekt.


>Das ist klar, ein kleines Becken ist da immer problematischer. Aber mit einem
>ausreichend groß dimensionierten Filter und häufigeren Wasserwechseln kann man
>auch in kleinen Becken optimale Wasserqualität halten.

Man sollte da durchaus zusätzlich über dauerhaften UV Brenner Einsatz nachdenken.

>>leopoldi / henlei, ab und an auch motoro sind recht anfällig gegen bakterielle
>>Infektionen (als frisch importierte).

>Dürfte aber für einen erfahrenen Importeur kein Problem sein, Antibiotika
>gespritzt hilft da meist. Ist natürlich ein deutlicher Mehraufwand.
>Leider wird manchmal Antibiotika ins Wasser gegeben und das killt dann noch
>gleich die Filterbakterien und dann gibt erst recht Probleme.

Nun, wie Du schreibst. ;) motoro und leopoldi/henlei sind da aber unterschiedlich empfindlich. Bei einem Großimporteur sah ich diese Tiere, runde 30 % hatten die running spots.

>Ich vermute running spots werden durch den Transport-und Umsetzstress
>verursacht. Mein motoro hatte jedenfalls keine bakterielle Infektion.

Letzteres sicher ? Alleine der Stress ist es nicht, ich denke da wirklich eher an Keimarmut in den Biofilmen und im Wasser.

>Der Transport und das Eingewöhnen von Wildfängen ist nicht einfach, das stimmt.
>Weiches Wasser kann genau das falsche sein, wenn dem Transportwasser Salz
>zugesetzt war (Leitwert messen). Dann muß man das Hälterungsbecken sogar
>aufsalzen um den Umsetztstress möglichst gering zu halten. Rochen vertragen
>nämlich den Wechsel von Wasser mit höherem Salzgehalt in Wasser mit niedrigem
>Salzgehalt sehr schlecht. Umgedreht wirkt eine Erhöhung des Salzgehaltes
>stressreduzierend.

Ist so, kenne ich aus eigener Erfahrung mit frischimportierten Rochen, leopoldi, verschiedene hystrix Varianten, schroederi, ich habe keine eigenen Erfarungen mit leopoldi/henlei.

>>Wir setzen ihn dann erstmal in ein 80 x 60 x 25 cm großes Quarantäne-AQ
>>(alleine und mit feinem Sandboden), das ging allerdings nicht gut. Er
>>verweigerte jede Aufnahme des Futters, war sehr unruhig (Scheibenschwimmen
>>konstant) und die Entzündnungen wurden eher stärker.

>Umsetzstress? Möglicherweise war die Leitfähigkeit des Wassers deutlich
>niedriger als im Ursprungsbecken. Auch könnte es sein, dass der Filter mit den
>Stoffwechselprodukten des Rochen überfordert war.

Das habe ich durchgemessen. Leitwert war o.k., Bad Neuenahrer Leitunsgwasser mit geringen Abweichungen.

Die Filterung des Beckens zwei großvolumige Mattenfilter. Der Besatz war vorher auch schon hoch, er wurde entfernt, als der Rochen ankam.

> Wie war das Becken besetzt bevor der Rochen eingesetzt wurde?

Recht stark, das ist eines unserer Auffangbecken für bei uns abgegebene Tiere. Direkt vorher waren noch 2 Wabis von runden 25 cm drin. und ein Schwarm halbwüchsiger sajicas, so um die 30 Stückn und das Elternpaar.

>Vielleicht hat er die Scheibe noch nicht gefunden ;-)

Haha. ;)

>Finde es sehr interessant, dass er überhaupt nicht mehr an der Scheibe
>schwimmt.

Er geht relativ selten, wenn er richtig Hunger hat ins Freiwasser, ist aber dann auch nicht scheibenorientiert.

Gruss Ralf




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