Meine Erfahrungen


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Geschrieben von Andreas Ochs am 18. Mai 2004 12:54:20:

Als Antwort auf: Mindestanforderungen für ein Rochenbecken - Fakten gesucht geschrieben von Andreas Ochs am 13. Mai 2004 00:37:21:

Hallo an alle!

Vielen Dank für die bisherigen Beiträge.

Ich wollte niemanden beeinflussen und habe daher erst einmal nichts von meinen eigenen Erfahrung berichtet. Aber vielleicht macht das ja dem einen oder anderen noch Mut wenn er erfährt wie es derzeit in meinen Becken aussieht auch etwas zu schreiben.

Bei mir haben sich in den letzten Monaten die Rochen schneller vermehrt als die Aquarien, so dass ich mit der derzeitigen hohen Besatzdichte überhaupt nicht zufrieden bin. Ich bin auch schon dabei Tiere abzugeben bzw. größere Becken aufzustellen.
Im Moment habe ich 14 Rochen auf drei Becken aufgeteilt:

Wohnzimmerbecken 200x60x60

4 Rochen von 25 - 29 cm Durchmesser, davon 2 scobina Weibchen und ein scobina Männchen sowie ein P. spec. Peru
Alle Glasscheiben sind frei zugänglich und werden zum Schwimmen genutzt, der Sandboden ist bis auf einen Stein auch frei. Es treten keine Agressionen unter den Rochen auf, die scobina vermehren sich regelmäßig und haben noch nie den Jungtieren etwas getan. Auch bei den Paarungen kommt es nicht zu übermäßigen Verletzungen bei den Weibchen. Die Rochen wachsen auch noch, das scobina Nachzuchtweibchen ist in diesem Becken und bei diesem Besatz auf jetzt 27 cm Durchmesser herangewachsen. Der P. spec. Peru hat jetzt 28 cm Durchmesser erreicht, dieser Rochen gehört zu einer größer werdenden Art und wird in Kürze abgegeben.

Die Rochen ruhen oft eng beieinander auf dem Sand liegend. Wenn sie schwimmen teilen sie sich das Becken auf, einer an der Rückwand und zwei an der Frontscheibe. Manchmal mit dem Bauch an der Scheibe, öfter noch frei im Wasser nur mit dem Flossenrand an der Scheibe. Das Nachzuchtweibchen "lernt" erst jetzt im Alter von zwei Jahren frei im Wasser zu schwimmen und schwimmt noch häufiger mit dem Bauch an der Scheibe.

Das Becken ist vom Gefühl her überbesetzt, vor allem wenn die Rochen alle herumschwimmen. negative Auswirkungen an den Rochen sind aber nicht zu sehen.


Kellerbecken 1 150x60x50:

4 Rochen von 17 - 28 cm Durchmeser, 2 scobina 17 und 22 cm sowie 2 P14 (Itaituba Rochen) 28 und 21 cm.
Der kleinste scobina wird von den anderen etwas unterdrückt und ist seit einiger Zeit dunkler gefärbt, was ich als Unwohlsein deute. Ansonsten keine Auffälligkeiten. Frei im Wasser schwimmt keiner der Rochen, mit dem Bauch an der Scheibe schwimmen sie alle ab und zu. Besonders heftig die P14, wenn es im anderen Becken schon Futter gegeben hat und über die Filteranlage die Duftwolke ins Becken kommt. Dann hängen sie an der Wasseroberfläche am Wassereinlauf und plätschern laut.

Der größere scobina hat eine Marotte, die er aber schon hat seit er mit 13 cm Durchmesser in dieses Becken gekommen ist. Er "sitzt" gerne mit rechtwinklig nach hinten abgeknicktem Schwanz an der Scheibe (Bauch an der Scheibe). Zeitweise war es so schlimm, dass der Schwanz auch dann nach oben stand wenn er auf dem Sand lag. Mittlerweile ist der Schwanz aber in normaler Position wenn er am Boden liegt.


Kellerbecken 2 zur Zeit noch 60x50x50 (150x50x60 wird die nächsten Tage aufgestellt)

Das ist das Aufzuchtbecken mit 6 P. scobina von 8 - 14 cm Durchmesser.
1 x 14 cm
3 x 10 cm
2 x 8 cm
Hier gab es bis vor kurzem keine Probleme, die Jungen schwimmen ab und zu an den Scheiben hoch aber meist sind sie am Boden unterwegs. Im freien Wasser schwimmen sie in diesem Alter überhaupt nicht. Seit das jüngste Tier im Becken ist gibt es ein Problem, die älteren Jungen haben angefangen an seinem Schwanz herumzuknabbern und das Schwanzende ist jetzt fast bis an den Stachelansatz abgefallen. Ich werte das als Zeichen von zu dichtem Besatz, da so etwas bisher noch nicht passiert ist, auch wenn Jungtiere unterschiedlicher Größe zusammen waren. Hier wird hoffentlich wieder Normalität einkehren wenn das größere Becken aufgestellt ist.

Soweit mein Bericht.

Ich denke es ist sehr schwer eine Mindestgröße für ein Rochenbecken anzugeben, nach meinen Erfahrungen ist es zumindest für eine gewisse Zeit vertretbar, Rochen in Becken zu pflegen, die den fünffachen Rochendurchmesser als Länge, den doppelten Rochendurchmesser als Breite und den ein-zweifachen Rochendurchmesser in der Höhe haben. Das reicht den Rochen jedenfalls um zu Züchten und zur Aufzucht von Jungtieren. Die Filteranlage darf nicht nach der Beckengröße ausgelegt sein sondern muß sich am Besatz orientieren.


Von meinem Gefühl her ist das allerdings zu klein und auf Dauer nicht zu empfehlen. Vor allem wenn ein Rochen agressiver ist gibt das Probleme.


hier noch ein Auszug aus "Mindestanforderungen für die Haltung von Zierfischen" erarbeitet von der "Arbeitsgemeinschaft Aquaristik im BNA" wo die Problematik auf den Punkt gebracht wird:

"Ein Aquarium ist ein ausgesprochen komplexes System, das durch die aufgeführten Parameter nur ungenügend zu beschreiben ist. Neben den abiotischen Faktoren sind vor allem die sozialen und ernährungsspezifischen Faktoren von besonderer Wichtigkeit. Ist der Faktor Ernährung in gewissen Grenzen noch übersichtlich darstellbar, scheint es für die sozialen Komponenten unmöglich, diese allgemeingültig aufzustellen. Hier kommt es zu Interaktionen zwischen Fischen der gleichen Art, Männchen- Weibchen, juvenil-adult, wie auch zwischen verschiedenen Arten. Weiterhin sind die sozialen Interaktionen zur Fortpflanzung anders als außerhalb dieser Phase. Dies sind so komplizierte Vorgänge, daß sie nur am konkreten Fall zu beschreiben sind."

Der komplette Text ist hier zu finden:

Aquarium BBS - Mindestanforderungen für die Haltung von Aquarienfischen


Gruß Andreas




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