Potamotrygon castexi


Rochenpflegertreffen am 23.08.2003 im Exotarium Frankfurt


Text und Bilder Andreas Ochs

Am 23.08.2003 hat es endlich geklappt. Schon seit über einem Jahr wurde der Wunsch geäußert, mal ein Treffen der Rochenpfleger, die sich bislang nur aus dem Forum und Chat bei potamotrygon.de kannten zu organisieren. Als Treffpunkt hatten wir das Exotarium im Frankfurter Zoo ausgewählt, da Frankfurt recht zentral liegt und die Rochenanlage wirklich sehenswert ist. Leider konnten einige nicht kommen, da es ihnen zu weit war oder sie anderweitig verhindert waren, immerhin waren wir noch 13, die mit Namensschildern ausgestattet (damit man sich auch erkennt) vor dem großen Rochenbecken auf die Führung gewartet haben.


Ein Bild der Gruppe vor dem Exotarium Eingang, Britta fehlt, sie hat das Foto gemacht.

Herr Giseler, Revierleiter der Süß-und Seewasserabteilung, hat uns dann hinter die Kulissen geführt. Besonders interessant war natürlich das Rochenbecken hinter den Kulissen, in dem einige Nachzuchttiere schwimmen.



Dort lebt ein P. motoro der durch seine hellen Flecken auffällt. Dieses Weibchen ist das erste Nachzuchttier mit einer solch schönen Zeichnung und sie hatte auch schon Nachwuchs (leider Totgeburt). Das farblich passende Männchen das dabei war ist leider auch gestorben, so dass es noch etwas dauern wird es bis von diesem schönen Tier Nachwuchs gibt.
Ein weiterer ungewöhnlicher Rochen ist noch recht jung, ihm fehlen auf beiden Seiten dreieckige Flossenstücke. Auch dieses Tier ist das einzige mit dieser Flossenform, das bisher geboren wurde. Dieses Tier war zusammen mit 7 Geschwistern bereits in der Uni Bonn und es wurden "Intelligenztests" mit den Rochen gemacht (Lernfähigkeit getestet). Dieser Rochen hat dabei am besten abgeschnitten und die Leiterin der Versuche hat ihn für sich reserviert. Seine Geschwister wurden bereits anderweitig abgegeben.
Bilder von diesen beiden Rochen gibt es hier: Gallery September 2002

Sehr groß war auch das Interesse an der richtigen Zubereitung des Gelatinefutters, besonders welche Gelatine denn nun genommen werden sollte, aber das weiß nur die Zooküche und die war nicht mehr besetzt. Hier gibt es das vollständige Rezept, einmal zum Lesen am Bildschirm und auch in besserer Qualität zum Ausdrucken:

Futterrezept-Exotarium zum lesen am Bildschirm
Futterrezept-Exotarium zum ausdrucken (Datei muß mit einem Bildbearbeitungsprogramm auf DINA4 verkleinert ausgedruckt werden)

Auch die tolle Qualität der Tubifex wurde bestaunt und eine Portion davon hat zwei P14 bereits gut gemundet.
Die Wasserwerte waren eine große Überraschung, vor allem der pH mit 8,2 erscheint zunächst nicht als ideal für Süßwasserrochen, aber der Zuchterfolg zeigt, dass die Rochen damit keinerlei Probleme haben. Auch die Gesamthärte schwankt je nach Zusammensetzung des Leitungswassers von 4-12°DGH, aber diese Schwankungen erfolgen sehr langsam (Pufferung durch die Tiefzisterne). Die Temperatur ist eher etwas hoch, sie liegt in der Rochenanlage bei 30°C und der Nitratgehalt ist 25-50 mg/L.

Der Wasserkreislauf und die Filteranlage sind etwas ungewöhnlich und in dieser Form Zuhause schwer zu realisieren. Das Rochenbecken fasst ca. 30.000 Liter, genau weiß es niemand, diese Angabe wurde "überliefert". Über einen Druckfilter werden 20 m³/h gefiltert, dieser ist mit feinem Kies gefüllt, Sand der zunächst als Filtermaterial eingesetzt wurde war zu schnell zugesetzt. Trotzdem muß der Filter einmal am Tag Rückgespült werden.


Der Druckfilter, 2,20m hoch, 0,6m Durchmesser und 600 Liter Inhalt.

Weitere 4 m³/h laufen über die Tiefzisterne. Das bedeutet, dass das Wasser zunächst über ein Filterflies läuft und dann durch große Betonbecken die mit Blähton gefüllt sind und als Biofilter dienen.


Das ist der Biofilter, ein großes Betonbecken mit Blähton.

Dann fließt das Wasser in die Tiefzisterne, die über 1 Million Liter Wasser fasst. Hierhin gelangt auch das Wasser aus einigen anderen Süßwasserbecken. Am Boden der Tiefzisterne bildet sich mit der Zeit eine Schlammschicht, in der ebenfalls Abbauprozesse stattfinden. Ein Teil des Zisternenwassers wird kontinuierlich durch frisches Leitungswasser ersetzt. Aus der Zisterne werden dann wieder 4 m³/h in die Rochenanlage gepumpt.
Zum Reinigen der Rochenanlage und um Jungrochen herauszufangen wird der Wasserspiegel im Becken bis unterhalb der Glasscheiben abgesenkt. Die Pfleger laufen dann mit Gummistiefeln im Becken herum und dirigieren die großen Rochen mit Stöcken hin und her. Dabei kam es bisher noch nicht zu größeren Zwischenfällen, Herr Giseler wurde einmal von einem jungen Rochen in den Finger gestochen, was zwar schmerzhaft war (als würde man ein brennendes Feuerzeug unter den Finger halten) aber ohne Probleme verheilte und eine Kollegin wurde durch den Gummistiefel gestochen, aber da ist die giftige Stachelhaut außen am Gummistiefel hängengeblieben und es ist auch nicht viel passiert.

Ein Rochenpfleger hat im Becken einen abgeworfenen Stachel entdeckt und gefragt ob er ihn bekommen könnte. Herr Giseler war so nett und hat ihn herausgeholt.


Auf der Suche nach Rochenstacheln - es war aber nur einer da.

Auch die Vergesellschaftung in diesem Becken weckt natürlich die Neugier von Rochenpflegern und daher war es interessant zu hören, dass es auch hier schon zu Zwischenfällen gekommen ist. Der südamerikanische Lungenfisch, der schon seit langem mit im Becken lebte ist derzeit ausquartiert, er war von einem Rochen angeknabbert worden. Prachtkopfsteher (Anostomus anostomus), die sich als Putzerfische für Rochen erwiesen haben, wurden mit der Zeit zu aufdringlich und haben durch ihr Geknabber zu Verletzungen geführt. Deshalb wurden sie zu den Piranhas ausquartiert (und leben noch...). Die Krötenkopf-Schildkröten dagegen haben den Rochen bisher nichts gemacht.
Sehr abenteuerlich war dann der Weg aus der Filteranlage des Rochenbeckens zurück, ein schmaler sehr niedriger Gang mit Spinnenweben und am Ende dann eine Hühnerleiter hinauf, da waren wir alle froh, als wir uns wieder strecken konnten...

Wir konnten dann noch einen Blick in die Seewasserabteilung werfen, natürlich waren die Haie besonders interessant für uns Rochenpfleger. Die bisher gepflegten Marderhaie sind nicht mehr da. Da das Becken für sie zu klein war mußten sie nach Leipzig auswandern. Das ist ihnen aber nicht gut bekommen, sie wurden anscheinend von den Schwarzspitzenhaien dort attackiert und sind an den Verletzungen gestorben (das war jetzt aber wirklich tierschutzgerecht...). Jetzt sind zwei kleine Schwarzspitzenhaie im Haifischbecken und drehen ihre Runden, aber auch die werden in einigen Jahren zu groß für das Becken werden. Hinter den Kulissen werden Bambushaie gehältert, aber nur für wissenschaftliche Untersuchungen (derzeit mit Überwachungskameras, die Monitore sind im Kompressorraum untergebracht).
Interessant auch die Seepferdchenzucht, es werden immer nur wenige Tiere aufgezogen um den Bestand in den kleineren Seewasserbecken zu ergänzen. Die Aufzucht ist sehr mühsam, da Artemia-Nauplien genau in der richtigen Größe in Mengen vorhanden sein müssen. Zu große und zu kleine werden nicht gefressen. Auch einige Nachzuchttiere von Anemonenfischen waren zu sehen.
An den großen Seewasserbecken gab es verschiedene Rieselfilter-Konstruktionen einer bestand aus übereinandergestapelten Kunststoffkästen mit Siporax gefüllt.

Zum Abschluß der Führung gab es dann eine Sonderration Futter für die Rochen, normalerweise haben sie Samstag Fastentag. Es war interessant wie hektisch sie auf einmal wurden und teilweise sogar im freien Wasser die Futterbrocken geschnappt haben.

Ich möchte auch an dieser Stelle Herrn Giseler für die Führung und seine interessanten Ausführungen danken.

Nach dem Exotariumbesuch mussten leider einige Rochenpfleger schon wieder den Heimweg antreten, so dass nur noch 6 die Möglichkeit hatten unsere Rochen Zuhause zu bestaunen. Vor allem die Aktivität unserer Rochen scheint ungewöhnlich zu sein, obwohl wir sie nicht hungern lassen (es gibt 2-3 mal Futter jeden Tag). Aber sie schwimmen trotzdem sehr viel herum, auch im freien Wasser, und Nell ist immer fleißig am Graben und Wühlen. Nachdem wir dann noch gemeinsam Pizza gegessen haben und die Rochen auch was zum Fressen bekamen ist dieses erste Rochenpflegertreffen zu Ende gegangen.

Ich möchte mich bei allen bedanken die dabei waren und doch recht weite Anfahrtswege zurücklegen mussten (Saarland, Stuttgart, Mannheim, Wuppertal). Es war schön Euch persönlich kennenzulernen und ich freue mich schon auf das nächste Treffen.

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