Potamotrygon castexi


Erste Tigerrochennachzucht (P. menchacai) in einem Privataquarium


Text und Bilder Stefan Lingenhöle


Zusammenfassung:

Stefan Lingenhöle aus der Schweiz züchtet als erster privater Rochenhalter Tigerrochen im Aquarium.
Am 5.1.2008 kam ein gesunder weiblicher Tigerrochen zur Welt.

Seit 1985 halte, pflege und züchte ich Rochen. In der Rochenhaltung und Pflege der verschiedenen Arten hab ich es mir nicht leicht gemacht, waren es doch immer Arten die mehr Hintergrundwissen brauchten als unsere dankbarsten P. motoro. Jeder Rochen den ich gehalten und gepflegt habe war nicht nur ein Fisch, mehr, eine Stufe höher: Knorpelfisch, noch höher, Verwandte von imposanten Lebewesen, den Haien.

Um einen Rochen und seine Lebensweise wirklich zu verstehen braucht es mehr als käufliche Bücher und Internet!

Ich weiss es ist eine krasse Ansicht, aber in Anbetracht dessen wie ich die erste Nachzucht der Tigerrochen herbeigebracht habe, ist das arkribische Sammeln von Puzzlesteinen in der Hydrochemie im Habitatsstatus wie auch in der Lebenserhaltung und der Fortpflanzung, kurzum gesagt, Problempuzzleteile die ich in keinem Buch nachlesen konnte oder wie viele Rochenpfleger meinen, das "Kochrezept" findet man bestimmt in einem Buch oder im Internet. Genau an diesem Punkt hab ich begonnen problematisch eingestufte Rochenarten genauer unter die Lupe zu nehmen. Fiel mir beim durchsehen eines Buches auf, dass eine Rochenart als sehr heikel eingestuft worden ist: "Nur für erfahrene Pfleger geeignet!" Ich hab mir diese Rochenart ins Auge gefasst: der Tigerrochen.

Von einem bekannten deutschen Rochenhalter konnte ich ein Paar Tigerwildfänge gut gepflegt übernehmen. Was in den Büchern geschrieben stand wurde von anfänglicher Uebervorsicht "höchst empfindlich" mit der Zeit immer mehr abgeschwächt, so dass ich heute klipp und klar sagen muss: der Tigerrochen ist in der Angewöhnungszeit in Verbindung mit den niederigen Leit- und PH-Werten und der speziellen Vorzugsnahrung wirklich speziell heikel! Der Tigerrochen ist danach nicht mehr oder weniger heikel zu halten wie andere Rochen-Arten, ein robuster Vielschwimmer.

Zur Zucht:

Aus diesen Erkentnissen fand ich mein nächstes Paar Tigerrochen! Kein Top-Paar, zwei absolute Todeskandidaten. Das Männchen von einem Händler "fünf vor zwölf". Das Weibchen blass wie Schreibpapier von einem privaten Pfleger, ein "Problemtier". Ein zweites Paar, zwei super dünne Tigerrochen beide etwa 20 - 22 cm Durchmesser, Papiertiger. Ich hab die Arbeit angenommen und hab diese zwei Tiere soweit hochgebracht bis ich sie nach gut einem Jahr ins Becken zum anderen Tigerpaar vergesellschaftete. Die vier Tigerrochen wuchsen ein weiteres Jahr auf 40 - 55 cm auf.

Die Paarung wurde nicht durch das prächtige Carpet-Tigermännchen ausgelöst, es war der Papiertigermann. Während der Paarung entpuppte sich dieses Männchen als absoluter Rüpel. Beide Weibchen waren stark lädiert, so dass ich dieses Männchen in Einzelhaft setzen musste. Nach einem Monat wurde dieser zurückgesetzt.

Am 5.1.2008 fiel mir das kleine Tigerweibchen auf, hinten flach. Nach kurzer Kontrolle sah ich schon den kleinen Tigernachwuchs auf mich zuschwimmen. Die erste Tigerrochennachzucht, ein Weibchen, Totallänge 25 cm, Discuslänge 10 cm, Discusbreite 9 cm. Die Tragzeit dauerte 102 Tage. Wie alle Jungrochen wurde auch dieses Tier in ein separates Aufzuchtbecken von 120 x 80 x50 cm gesetzt. Die Kleine ist schon am Lebendfutter.

Besonders stolz und glücklich bin ich darüber, dass es genau das kleinere Tigerrochenpaar war, welches mir den ersten Nachzuchterfolg brachte. Die zwei haben sich auf ihre Art bei mir bedankt.



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