Eigenbau eines Vollglas-Aquariums

Von Gerald Eichinger

Die Süßwasserrochen faszinieren mich bereits seit 1992 und gehören für mich aufgrund zahlreicher Besonderheiten wie Gestalt, Schwimmweise, Paarungsverhalten, Gefahrenpotential und Vieles mehr zu den faszinierendsten Aquarienfischen überhaupt.

Obwohl die Pflege dieser Tiere seit einigen Jahren einen regelrechten Boom erfahren hat, ist für mich die Haltung dieser besonderen Fische nach wie vor ein Rand- und Extrembereich in der Aquaristik. Aufgrund ihrer zum Teil beachtlichen Größe, Biomasse und Lebensgewohnheiten stellen daher die Haltungsbedingungen - und hier an erster Stelle natürlich das Aquarium selbst – eine besondere Herausforderung dar.

Wenn sich ein Aquarianer zur Pflege von Süßwasserrochen entscheidet, wird er sich zu allererst die Frage der Beckengröße und Technik stellen müssen, um die jeweilige Rochenart dauerhaft pflegen zu können.

Aufgrund der dafür notwendigen Beckengröße entstehen für den Hobby-Aquarianer zum Teil beträchtliche Anschaffungskosten, was den Einen oder Anderen dazu bringt, sich selbst an den Bau eines Aquariums zu wagen. Für ein derartiges Projekt sollte man auf jeden Fall entweder ausreichend eigene Erfahrungen mitbringen, oder sich dabei gut beraten lassen und unter Anleitung das Werk vollenden.

1992 habe ich mein erstes Becken (700 Liter) selbst geklebt und ich habe es auch heute noch als Aufzuchtbecken in Verwendung.

Im Laufe der Jahre und nach Fertigstellung von zahlreichen Aquarien – darunter auch ein Vollglasaquarien mit 9.600 Litern – sammelte ich sehr viele und wertvolle Erfahrungen. Ich werde in diesem Beitrag versuchen, den Bau eines 2.600 Liter-Beckens zu schildern und möchte dabei auch betonen, dass ich den Bau von Glas-Aquarien nicht professionell betreibe, sondern lediglich auf meine eigenen Erfahrungen zurückgreife.

 

    1) Unterbau des Aquariums:

Der Unterbau eines Aquariums stellt das Fundament dar und ist daher für die Stabilität der gesamten Einheit und für die dauerhafte und problemlose Funktion des Projektes von grundsätzlicher Bedeutung.

Der Unterbau muss auf jeden Fall formstabil und in allen Bereichen ausreichend dimensioniert sein, damit das beachtliche Gesamtgewicht eines solchen Beckens sicher und dauerhaft getragen werden kann.

Im gegenständlichen Fall wiegt das Aquarium insgesamt (Glasbecken, Kies, Einrichtung, Wasser) etwa 3.100kg, wobei das Gewicht des Glasbeckens alleine ca. 450kg beträgt.

Im konkreten Fall befand sich unter dem Estrich Styropor, wodurch die Gefahr bestanden hätte, dass der Estrich unter dem Gewicht des Aquariums nachgibt und abreißt. Dadurch hätte sich der Unterbau letztendlich ungleichmäßig absenken können.

Diese ungleichmäßige Absenkung könnte zu Spannungen in den einzelnen Glasplatten und in letzter Konsequenz zu einem plötzlichen Bruch des Beckens führen.

Aus diesem Grund wurde im Bereich des Unterbaus der Estrich entfernt und zur Gänze durch eine bewährte Betonplatte ersetzt.

Darauf wurde nun der eigentliche Unterbau mittels Ytong-Steinen in der Stärke von 10cm aufgesetzt, wobei insgesamt fünf Stützen die Bodenplatte tragen. Auf diesen fünf Säulen wurde eine etwa 40mm starke Spannplatte im Ausmaß des Beckens gelegt und waagrecht eingerichtet.

Zum Ausgleich von etwaigen kleineren Unebenheiten und von Spannungen in der Bodenplatte wird bei Aquarien grundsätzlich eine elastische Unterlage unter den Glasboden gelegt. In diesem Fall verwendete ich trittfestes Styrodur, da ich die seitlichen Glasplatten beim Verkleben auf die Kante stellen musste und das weiße Styropor diesem Gewicht auf dieser relativ kleinen Fläche nicht standgehalten hätte. Grundsätzlich wäre aber weißes Styropor dafür besser geeignet, weil es weicher ist.


Abb. 1: Am Foto erkennbar die Einteilung der fünf Säulen, die die Bodenplatte und das gesamte Aquarium tragen. Auf die 4cm Spannplattenkonstruktion wurde das Styrodur bereits aufgelegt. Im rechten hinteren Eck wurde bereits ein Auslass für die Abflussrohre vorgesehen.

    2) Verkleben des Beckens:

Oberstes Gebot beim Verkleben von Glas mit Silikon ist grundsätzlich Sauberkeit. Bevor man die Glasscheiben miteinander mit Silikon verbindet, müssen sie unbedingt absolut staub- und fettfrei sein.

Für das Reinigen der jeweiligen Glaskanten und Flächen verwende ich Aceton, welches sehr rasch rückstandsfrei verdunstet und so ein zügiges Weiterarbeiten erlaubt.

Für das Kleben von Aquarien muss mit Essigsäure vernetztes AQ-Silikon verwendet werden, weil durch dieses spezielle Silikon das Unterwandern der Silikonnähte durch Algen sehr effektiv verhindert wird.

Ich verwende dabei seit einigen Jahren ausschließlich das Produkt OttoSeal S28.

Nachdem ich die zu verklebenden Glaskanten schon mal sehr gründlich mit Aceton gereinigt hatte, platzierte und richtete ich die Platten ein, wobei ich zunächst die Glasplatten so weit auseinanderzog, dass ich mit der Silikonspitze ordentlich Silikon einbringen konnte, um in weiterer Folge die Platten in die Endposition zusammen zu pressen bzw. zu schieben.

Es sollte dabei immer soviel und ausreichend Silikon aufgetragen werden, damit nach dem Zusammenschieben der Glasplatten und dem anschließenden Abziehen der Silikonnaht eine durchgehend geschlossene Fuge ohne Löcher und Blasen entsteht.

Unmittelbar vor dem Auftragen bzw. Einspritzen des Silikons reinigte ich jedoch immer die Klebekanten nochmals mit Aceton!!


Abb. 2: Als Erstes wurden die beiden hinteren Seitenwände aufgestellt und miteinander verklebt, wobei sie mit einem Winkel gesichert wurden, damit sie sich nach dem Abziehen der Silikonfuge nicht verschieben und die Platten womöglich umfallen. Zu Isolationszwecken wurde zwischen Glasplatten und Wand Styropor eingebracht. Damit die von mir angesprochenen Winkel angebracht und mit kleinen Schraubzwingen fixiert werden konnten, wurden die oberen Bereiche vorerst noch freigelassen. Die fehlenden Styropor-Platten wurden nach Fertigstellung des Beckens nachgeschoben.

Nachdem die beiden Seitenwände aufgestellt und verklebt waren, musste der AQ-Boden verklebt werden.

Bei Becken mit langen Kantenlängen und großen Flächen muss die Bodenplatte geteilt werden, weil durch die einzelnen Platten mögliche Spannungen im AQ-Boden besser ausgeglichen werden können.

Im gegenständlichen Fall hatte ich mich dazu entschlossen, die Bodenplatte in drei Scheiben zu teilen.

Die einzelnen Glasplatten wurden einzeln eingeklebt und auch hier galt - die Platten zunächst etwas auseinanderrücken, um sie nach dem Einspritzen des Silikons zusammenzuschieben.

Auch hier muss nach dem Abziehen des Silikons eine durchgehende Fuge ohne Blasen und Löcher entstehen.


Abb. 4


Abb. 5: Nach der Fertigstellung des dreigeteilten Bodens waren die restlichen Wände aufzustellen und mit den vorhin angesprochenen Winkeln zu sichern.

Da bei diesem Aquarium die Abläufe durch die Bodenplatte mittels Tankverschraubung eingebracht wurden, hatte ich mich dazu entschlossen, für die Bodenplatte aus Sicherheitsgründen 19mm Float-Glas zu verwenden. Bei einem AQ-Boden ohne Löcher würde ich so wie bei den Seitenwänden 15mm Float-Glas verwenden.


Abb. 6

Nachdem nun das "Grundgerüst" des Aquariums fertiggestellt war, ging es daran, für die Stabilität zusätzliche Stege und Streben einzubauen.

Dabei wurde zunächst am Boden eine Rundumleiste (linker Pfeil) eingeklebt. Diese sollte die Verbindung zwischen Bodenplatte und Seitenscheiben dauerhaft unterstützen bzw. entlasten.

Da ich dafür in der Regel etwa 7cm breite Glasstreifen verwende und diese schmalen Streifen mit 19mm Glas auch für die Glasindustrie nur sehr schwer zu schneiden sind, verwendete ich dafür 12mm Glas, was zur Zugkraftunterstützung für die Bodenplatte völlig ausreichend war.

Die einzelnen Bodenplattenelemente wurden im Bereich der Stoßverklebung zusätzlich auch noch mit Glas-Stege (rechter Pfeil Abb. 6) überklebt.

Beim Verkleben dieser Boden-Stege, die nur zur Unterstützung für die unteren Klebefugen dienen, wird eine Menge an Silikon verbraucht, jedoch halte ich sie bei Aquarien ab einer Höhe von 80 cm für sehr wichtig.

Nachdem jetzt der untere Bereich des Aquariums fertiggestellt war, musste jetzt noch für ausreichende Stabilität im oberen Bereich gesorgt werden.

Dabei klebe ich immer eine "Rundumleiste" im gesamten Aquarium ein (weißer Pfeil Abb. 7). Diese 5cm breite Glasleiste in einer Glasstärke von 12mm hat für mich drei wesentliche Vorteile:

  • Spritzschutz, sollte einer unserer Pfleglinge die Scheiben hochschwimmen und Wasser herausspritzen wollen,
  • Verbesserung der Stabilität der Seitenscheiben, wenn das Wasser die Scheiben nach außen drückt und
  • die Mittelstege können ohne Probleme und ohne Fixierung einfach auf diese Rundum-Leiste geklebt und eingerichtet werden


Abb. 7: Das im Grunde fertige Becken mit den Montagehilfen!

Wie am Foto ersichtlich, klebte ich an den beiden Seiten auch immer einen Steg zur Unterstützung für die Eckverbindungen ein. Auch dabei waren die Rundum-Leisten eine große Hilfe.

Das millimetergenaue Einrichten der Stege im hinteren und vorderen Bereich eines jeden Feldes (schwarze Pfeile) ist besonders wichtig, damit man später beim Einlegen der Abdeckscheiben keine Probleme hat.

Die Isolation zwischen AQ und Wand musste noch fertiggestellt werden.

 


Abb. 8: Abflüsse wurden mittels Tankdurchführungen installiert – im oberen Bereich der Abflüsse verhindern die T-Stücke die Entstehung von Wasserwirbeln und auch das damit verbundene Sog-Geräusch.

 


Abb. 9: Die beiden Abflussleitungen wurden in das bereits bestehende 1.400 Liter fassende Filterbecken geleitet. Das gereinigte Wasser wird mit einer Tauch-Pumpe zurück in das 2.600 Liter fassende Aquarium gepumpt. Als Filtermaterial wird hier blauer Filterschwamm (grob/fein) und Aqua-Rock verwendet. Die am Bild ersichtliche ATK-Pumpe wird für die Filterung des 9,600 Liter AQ verwendet. Die Heizung der Becken erfolgt über Haus-Heizung bzw. über eine Solaranlage, wobei als Wärmetauscher eine doppelte Spirale aus Alu-Verbundrohr eingesetzt wird. Das Filterbecken steht im Keller und wird, so wie alle Zu- und Abflüsse, mit Styropor bzw. Rohr-Isolationsmaterial gut isoliert (für das Foto wurde die Isolierung an der Vorderseite entfernt).

 


Abb. 10: Aus optischen und praktischen Gründen wurden die Abflussrohre vom übrigen Aquarium quasi als Vorfilterkammer mit einer Glaskonstruktion getrennt und anschließend so wie das gesamte Aquarium im Bereich der Rückwände mit Aquarium-Mörtel verkleidet. Vor dem Auftragen des AQ-Mörtels wurde das Becken natürlich noch zu 2/3 mit Wasser zur "Dichtheitsprüfung" gefüllt.

Anschließend wurden noch Einrichtungsgegenstände eingebracht, die ausnahmslos mit AQ-Mörtel fixiert wurden. Wer schon einmal einen adulten Rochen gesehen hat, nachdem sich ein Futterstück irgendwo zwischen den Einrichtungsgegenständen versteckt hat, der weiß, warum auch große Steine fixiert werden sollten!

Etwa 10 Tage nach Fertigstellung des Beckens konnte eine Probefüllung zur Hälfte des Beckens durchgeführt werden, um das Aquarium auf Dichtheit zu prüfen.

Da Silikon unter Aufnahme von Feuchtigkeit pro Tag ca. 1mm aushärtet, wurde das Becken nach 14 Tagen vollständig befüllt.

Bei besonders dicken bzw. breiten Silikonfugen (wie etwa bei der Wulstverklebung) wird es notwendig sein, das Silikon drei Wochen aushärten zu lassen.


Abb. 11: Das fertige und wie ich meine gelungene Aquarium am Abend. Nachdem das AQ bei einem bereits laufenden Filterbecken angeschlossen wurde, konnten die Tiere bereits nach ein paar Tagen (nachdem sich die Trübung im Wasser gelegt hatte) ihr neues Zuhause beziehen.

 

    3) Verklebe-Technik:

a = reine Stoßverklebung, wie sie zumeist bei industriell hergestellten Aquarien verwendet wird

b = Wulstverklebung

c = die von mir verwendete Verklebetechnik mit deutlich mehr verklebter Oberfläche als bei der reinen Stoßverklebung

 

Aufgrund der von mir gemachten Erfahrungen im Laufe der Jahre glaube ich sagen zu können, dass man mit etwas handwerklichem Geschick und Beachtung grundsätzlicher Erfordernisse in der Lage ist, ein solches Projekt selbst verwirklichen zu können!

 

Alle Abbildungen von Gerald Eichinger

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